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Pressemeldungen

 

„Wo der Fluch zum Segen wird“

16 Mai 2012, Geschrieben von Melanie Hainke in Pressemeldungen

BAD KREUZNACH, Allgemeine Zeitung, 16. Mai 2012, von Beate Vogt-Gladigau

Matthias Kuchta erweckt „Bileam und die sprechende Eselin“ auf der PuK-Bühne zum Leben

Vier fast lebensgroße Textilpuppen sitzen auf der Bühne des PuK. Leblos, zusammengesunken sind die Figuren im Scheinwerferlicht drapiert und schweigen. Dann betritt Matthias Kuchta die Bühne, ordnet Requisiten. Es ist mucksmäuschenstill. Geräusche eines Viehmarktes werden vom Band eingespielt, und Kuchta berührt die Puppen, führt sie, erweckt sie durch Stimme und Handkontakt zum Leben, wie es ein Puppenspieler sonst durch Fäden tut, „leiht“ ihnen seine Bewegung. Die statische Mimik der schrulligen Gesichter scheint sich zu ändern, wird traurig, zornig oder lachend. So stark ist die Suggestion, mit der Kuchta durch sparsame Mittel die Fantasie der Zuschauer in das Bühnengeschehen integriert und sie mitnimmt.

Frei nach dem 4. Buch Mose

Die Aufführung ist eine Premiere. Matthias Kuchta vom „Lille Kartofler Figurentheater“ spielt „Bileam und die sprechende Eselin“, geschrieben von Wolfgang Piechota, frei nach einer alttestamentarischen biblischen Erzählung (4. Buch Mose). Durch aktuelle Bezüge und Sprachelemente verknüpft der Pfarrer i. R., frühere Schulreferent der Evangelischen Kirche an Nahe und Glan und Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bad Kreuznach; diese 3000 Jahre alte Geschichte mit der Neuzeit. Die Kostüme und das Bühnenbild gestaltete Tochter Sonja Piechota-Schober mit, und für die musikalischen Passagen sorgte Ehefrau, Autorin und Musikerin Ulrike.

Im Mittelpunkt des Theaterstücks steht Bileam, ein weltbekannter Fluchspezialist, der sich auf dem Markt eine Eselin kaufte. Durch die drei „Charakterdarsteller“ – ein Christ, ein Jude, ein Moslem, die „Weisheit, Scharfsinn und Frömmigkeit“ symbolisieren – wird die Zeit jeweils um 3000 Jahre nach vorne gedreht. Witzig ist meist das Wortgeplänkel der Drei. Doch was ist mit Bileam aus dem Zweistromland und seinem Talent zu fluchen, um damit Gutes zu bewirken oder Böses hervorzurufen? Diese Eigenschaft wird ins Spiel gebracht, als der König der Moabiter, die Ureinwohner Kannans, nach Bileam senden, damit er die Belagerer aus Ägypten verfluche.

Bei dieser Einladung der Boten klingeln die mit Silber gefüllten Säckchen sehr vernehmlich, und Bileam winkt schnell verdientes Geld. Doch die Rechnung hatte er nicht mit seiner Eselin gemacht. „Das elendigliche Mistvieh bockt!“ Da half auch nicht der „Wunsch“ von Bileam, dass das Höllenfeuer das störrische Tier sechsmal braten sollte. „Es wäre ein hervorragend gutes Fluchen geworden“, ahnt Bileam. Kuchta, der die Geschichte durch Monolog-Elemente und durch erzählende Passagen in Szene setzt, resümiert: „Ein Esel, der nicht hören will, weil er weder Gott noch Teufel anerkennt, geschweige denn die Menschen.“ Und: An welche Bibel hält sich dieser kluge Esel?

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