Kuchtas kiechernde Kinder

 

Kuchtas kiechernde Kinder

04 Jul 2018, Posted by Melanie Hainke in Pressemeldungen

Interaktion mit dem Publikum: Matthias Kuchta bezieht die Kinder immer wieder in sein Spiel ein.
(Foto: Björn Hake)


Syker Kurier, 26. Juni 2018 – Von Kaya Lehmann
Auf der Bühne sitzend und liegend warteten sie schon, die Puppen vom Figurentheater Lille Kartofler. Sie waren bereit für ihren Auftritt. Ein bisschen komisch sehen sie ja schon aus mit ihren Knollnasen und den schmalen Augen – aber gerade das verleiht ihnen ihren unverwechselbaren Charakter. Doch da waren nicht nur menschliche Figuren, auch Enten, Gänse und Hühner hatten auf der Bühne Platz genommen. Sie alle waren Teil des Märchens und Puppenspiels „Das hässliche Entlein“, aufgeführt von Matthias Kuchta am Sonntag in der Stadtbibliothek Syke.

Schon vor Beginn nahmen neugierige Kinderaugen die Puppen ganz genau unter die Lupe. Die kleinen Zuschauer hatten am Bühnenrand Platz genommen und konnten sich nur schwer zurückhalten, nicht über die Markierung zu treten, um die Figuren anzufassen. Um 15 Uhr betrat dann Kuchta in seiner Rolle als Erzähler und Puppenspieler die Bretter, die die Welt bedeuten, ließ seine Zuschauer jedoch noch etwas warten. Denn zuerst mussten noch ein paar Kartoffeln geschält werden. „Ich habe Hunger“, erklärte Kuchta den kichernden Kindern.

Doch kurz darauf erschien schon das kleine, hässliche Entlein, ein graues Ding ohne Freunde oder Eltern. Bis es auf der Bühne zum Einsatz kam, durften die Kinder im Publikum auf das Entlein aufpassen. So band der Puppenspieler immer wieder seine kleinen Zuhörer in das Geschehen ein und integrierte sie in seine Erzählungen.

„Das ist das eigentliche Talent, so spontan auf die Kinder und auf unerwartete Situationen eingehen zu können“, sagte Sandra Bekendorf, die mit ihren beiden Töchtern Leona und Saphina gekommen war. „Das Stück bringt auch Erwachsene zum Lachen, und der Puppenspieler geht ganz individuell auf die Kinder ein“, freute sich Bekendorf. Die zweijährige Leona saß während des Stückes in erster Reihe und war etwas erstaunt, als der Rabe der Geschichte ihr am Fuß herumknabberte. Gespannt verfolgte sie mit ihrer Schwester den Weg des kleinen Entleins, das auf seiner Reise auf einen Enterich, eine alte Dame, zwei Hühner, einen Bauern, seine Bäuerin und deren Kinder traf. Doch nirgendwo schien das Wesen wirklich dazuzugehören.

Immer wieder holte Kuchta die unterschiedlichsten Figuren zum Vorschein und machte mit ihnen kleine Späße. So beschwerte sich der Bauer, dass seine Frau die Kartoffeln im Hof hatte stehen lassen. „Frauen, kennst du eine, kennst du alle“, lautete darauf seine Antwort. Und auch als der Rabe im Hühner-, Pferde- und Kuhstall Chaos anrichtete und das Publikum die entsprechenden Geräusche von sich gab, brachte Kuchta die Zuschauer zum Lachen.

Das kleine Entlein wurde größer und größer, blieb jedoch alleine. Im Frühling dann, als das Entlein schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, hörte es plötzlich die gleichen Geräusche, die es auch von sich gab. Ein schöner weißer Schwan näherte sich und offenbarte ihm, dass es ein Schwan sei. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und flogen in die weite Welt hinaus. Unten auf der Erde bewunderten Bauer, Bäuerin, die alte Frau und die beiden Kinder erstaunt die beiden schönen Schwäne.
„Wir schauen uns dieses Figurentheater zum vierten Mal an und finden es einfach schön“, erzählte Oliver Klusmann, der mit seiner Frau Kerstin und seiner Tochter Lena gekommen war. „Die Figuren sehen toll aus und alle Stücke sind zum Mitmachen gedacht“, sagte Kerstin Klusmann.

Und genau das ist es, was Puppenspieler Kuchta an seiner Arbeit liebt. „Indem ich die Kinder mit einbinde, entstehen immer wieder unerwartete Situationen, die das Ganze sehr spannend machen“, so Kuchta. Nach seinem Studium am Figurentheaterkolleg in Bochum gründete er 1982 das Figurentheater Lille Kartofler mit eigener Werkstatt und einem Atelier. Kuchta: „Der Kontakt zu den Kindern ist einfach toll.“